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Vom Schamgefühl zur Befreiung: Mein Weg als Adult Baby

Was bedeutet es, einen Teil seiner Identität jahrelang zu verstecken? Wie überwindet man die ABDL-Scham? Und wann wird aus einem geheimen Kink endlich selbstbewusste Selbstakzeptanz?


Selbstfindungsweg Adult Baby auf seiner Reise

Meine ersten Erinnerungen reichen bis zur Einschulung zurück. Schon in der ersten Klasse verliebte ich mich in ein Mädchen – obwohl wir Jungen Mädchen damals in jeder Hinsicht noch ,ihh‘ fanden. In der Pause ärgerten wir oft eine bestimmte Mädchengruppe. Wir spielten eine Art Fangen: Die Mädchen versuchten, uns einzufangen und in ihr ‚Gefängnis‘ zu stecken, eine Holzhütte mit Spielzeug. Wer dort landete, wurde abgeknutscht. Alle Jungen hatten Angst davor; niemand wollte von einem Mädchen geküsst werden. Doch insgeheim wünschte ich mir, gefangen zu werden – damit meine heimliche Liebe mich küsste und ich ihr ausgeliefert war. Einmal erwischte es mich sogar (welch ein Pech... oder Glück?).


Ich glaube, dieses unterwürfige Gefühl gegenüber Mädchen – heute Frauen – hat mir schon immer gefallen, als wäre es in meiner DNA verankert. Auch damals schon fand ich kitschige Mädchenkleider, Schleifen, Strumpfhosen und Riemchenschuhe unfassbar schön und irgendwie anziehend. Insgeheim wollte selbst Mädchenkleidung tragen, hatte aber keineswegs das Bedürfnis, ein Mädchen sein zu wollen. Im Gegenteil! Mein Wunsch war eher, es in einem Spiel auferlegt zu bekommen und einfach keine Wahl zu haben. Dieses Gefühl schob ich stets beiseite oder dachte mir nichts dabei. In meiner Gedankenwelt war es einfach... normal.


In der dritten Klasse kam meine Großmutter mit einem bekannten Schuhkatalog zu mir. Ich sollte mir neue Sandalen aussuchen. Sie zeigte auf zwei Paare: rosa mit Herzchen oder dunkelblau mit Blitzen. Den ganzen Vormittag überlegte ich, ob ich die rosa Sandalen auswählen sollte, entschied mich aber schließlich für die blauen – aus Angst vor Mobbing in der Schule. Meine Großmutter hatte wohl geahnt, dass ich Mädchensachen mochte. Bei ihr trug ich meist Strumpfhosen, wenn auch nicht in Rosa. Ich fand es einfach schön und fühlte mich wohl darin, selbst wenn sie nur blau oder grau waren. Dazu hatte ich eine rosa, kitschige rosa Babykuscheldecke, die ich immer mit auf die Couch nahm, wenn ich fernsehen durfte. 


Dann gab es eine Zeit, in der ich alle zwei Wochen bei meiner Stiefmutter übernachten sollte/musste. Ich war damals etwa neun oder zehn Jahre alt. Meine Stiefschwester war zwei Jahre jünger. Eines Abends bediente ich mich heimlich an ihren Klamotten und steckte mir ein Kleid sowie ein paar Strumpfhosen ein. In meinem Zimmer schloss ich mich ein – das Gefühl war euphorisch, aber gleichzeitig von Scham begleitet. Es war aufregend und beschämend zugleich. Diese Scham hatte ich bei meinen Großeltern zum Beispiel nie so empfunden, weil ich das Thema dort wohl einfach offen lebte und es niemanden wirklich zu interessieren schien.


Nach etwa einem halben Jahr oder einem Jahr stieß ich zum ersten Mal auf das Thema ABDL. Ich hatte online nach Geschichten über Jungs gesucht, die gerne Mädchenkleidung trugen. Damals gab es kaum Content zu ABDL. Doch dann entdeckte ich zufällig eine der ersten Influencerinnen in diesem Bereich – ihr Name beginnt mit 'R'. Kenner der Szene wissen sicher, wen ich meine. Diese Entdeckung befreite mich! Sie spiegelte genau das wider, was ich immer schon in mir vermutet hatte. Besonders Windeln weckten mein Interesse und meine Neugier. Oft dachte ich vor dem Einschlafen an bezaubernde Kleider, Windeln und Strumpfhosen. In meiner Fantasie spielte ich dann mit meinem damaligen Schwarm aus der Parallelklasse 'Mutter, Vater, Kind' – und ich war das Baby. Da wurde mir langsam klar, dass ich anders war als andere Kinder. Aber dank des Internets wusste ich auch: Ich bin nicht allein. Dieses Gefühl beruhigte mich und die Gedanken, die ich sonst nirgends einordnen konnte.


Mit etwa elf Jahren hatte ich also herausgefunden, dass ich ein Faible für das habe, was andere als AB/DL oder Sissy-Baby/Feminisierung kennen. So konnte ich meinen Gedanken endlich einen Namen geben. Damals gab es noch keine Windeln, an die man einfach so herankam. Oft stopfte ich mir Handtücher oder alte Kleidungsstücke in die Unterhose, um das Gefühl einer Windel zu imitieren. Mittlerweile hatte ich auch schon das ein oder andere Kleid sowie Strumpfhosen in meiner ‚geheimen Box‘ gehortet.

Doch mit dreizehn kamen neue Interessen: eine Clique, und Mädchen wurden plötzlich viel spannender. Ich beschloss, die geheime Box zu entsorgen – ich wollte vorerst nicht weitermachen. Was, wenn ein Kumpel oder gar eine Freundin davon Wind bekäme? Alle würden mich für einen Sonderling halten. Und welches Mädchen in meinem Alter hätte schon Interesse an einem Jungen, der heimlich die Klamotten seiner kleinen Schwester trägt? Gesagt, getan. Ich versuchte, diese Gedanken hinter mir zu lassen und entsorgte meine geheime Mädchen Box.


Die nächsten vier bis fünf Jahre hatte ich wenig Kontakt mit ABDL-Themen – wenn man die einsamen Abendstunden mal außen vorließ. Mit 14 entdeckte ich nämlich, dass es für mich nicht nur Rollenspiel war, sondern auch eine sexuelle Anziehungskraft entfaltete, sobald ich in die Babymädchen-Rolle schlüpfte. Natürlich empfand ich das damals anfangs als peinlich und wollte einfach wie die anderen Jungs sein. Trotzdem hatte ich eine tolle Freundin, viele Freunde und alles schien seinen Weg zu gehen. Doch der Wunsch, meine ABDL-Seite auszuleben, war nie ganz verschwunden. Immer wieder huschten mir Szenarien durch den Kopf: Wie wäre es, eine richtige Windel zu tragen? Gibt es Mädchen, die solche Vorlieben teilen – oder sie wenigstens akzeptieren könnten? Sollte ich es meiner Freundin anvertrauen? Doch ich verwarf diese Gedanken stets; ich wollte einfach ‚normal‘ sein.


Als ich siebzehn war, räumten wir die Wohnung befreundeter Eltern meiner Eltern aus. Sie hatten ihr Haus verkauft, und ihre Kinder waren längst erwachsen. Oben auf dem Dachboden suchte ich nach Schätzen und durchwühlte Kisten – bis das Unvermeidliche geschah: Ich öffnete eine große, weiße Plastikbox. Darin lagen verschiedene, verspielte Mädchenkleider. Ich schluckte. Das Bedürfnis war zurück, und die Möglichkeit lag greifbar nah.

 

In meinen Händen hielt ich ein weiß-lila Schleifchen Kleid mit verspieltem Rüschensaum. Aus schwerer Baumwolle, erinnerte es mich sofort an ein Babykleid aus früheren Zeiten. Es würde mir perfekt passen... Ich konnte nicht widerstehen. Heimlich verstaute ich es in meinem Rucksack.

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Den Rest des Tages half ich meinen Eltern und ihren Freunden – doch in Gedanken war ich längst zu Hause, in diesem traumhaften Kleid. Ich trug das Kleid oft abends und betrachtete mich im Spiegel – ich fand mich unheimlich süß. Doch etwas fehlte: die Windeln... Mittlerweile war ich in der Ausbildung und verdiente eigenes Geld. Nach längerem Grübeln nahm ich allen Mut zusammen und bestellte meine erste Packung Windeln: einfache, weiße medizinische von Amazon, wenn ich mich recht erinnere.

Die Angst war lähmend: Würden die Windeln diskret verschickt? Könnten meine Eltern das Paket abfangen? Wie ein Luchs lauerte ich dem Postboten auf und fing ihn tatsächlich ab. Da lag sie – meine allererste Packung echter Windeln. Ich war elektrisiert vor Aufregung und konnte es kaum erwarten, endlich eine anzulegen.


Den ganzen Nachmittag verbrachte ich in Windel und im Kleidchen. Es fühlte sich an, als wäre ich in eine andere Welt eingetaucht. Doch zu urinieren wagte ich mich nicht; die Scham war zu groß. In meiner Fantasie träumte ich davon mit einem anderen Mädchen Puppen zu spielen oder eine Prinzessinnen Geburtstagsparty zu feiern. Als ich die Windel später abnahm, überkam mich wieder diese Erregung... und schließlich kam ich auf der Windel zu meiner Befriedigung…


Danach traf mich wieder dieses Schamgefühl, wie ein Faustschlag. Ich fühlte mich pervers, als hätte ich etwas zutiefst Verbotenes getan. Ein beißendes Schuldgefühl fraß sich fest. Das war schon immer der dunkle Nachklang: Die Befriedigung ließ mich beschämt zurück – fast abgestoßen von mir selbst.


Es dauerte vielleicht ein Jahr bis ich wieder beschlossen hatte alle meine Dinge zu entsorgen, es war einfach zu belastend mit dieser Art Vorliebe klar zu kommen. Ich hatte nicht viele Dinge unter meinem Bett versteckt vielleicht noch 2-3 Windeln, 2-3 Kleider, 2-3 Paar Söckchen und eine Strumpfhose. Ich entsorgte die Dinge über Nacht, alle in einer Tüte in einem Altkleider Container.


Ich fokussierte mich auf meinen Auto-Führerschein, meine Freunde und meine Freundin. Mit der ABDL-Thematik wollte ich fortan komplett abschließen. Doch sobald jemand das Wort ‚Windeln‘ in irgendeinem Kontext nannte, ich sehr feminine Kleidung sah oder eine Frau vor mir Strumpfhosen trug, driftete ich in meine kleine Parallelwelt ab. Dennoch ignorierte ich alle äußeren Reize und lebte so, wie es die ‚Normalos‘ eben auch machten.


Nach meiner Ausbildung entschloss ich mich mit 21, noch eine Weiterbildung zu machen, und zog dafür in eine andere Stadt. Meine Freundin und ich hatten uns getrennt. Aus Langeweile, Neugier und Einsamkeit stöberte ich wieder im Internet nach ABDL-Themen und setzte mich intensiver damit auseinander.

 

Auf Instagram lernte ich dann eine Frau in meinem Alter kennen, die sich für meine Vorlieben interessierte – und selbst eine Neigung für Windeln hatte. Sie studierte nicht allzu weit von mir entfernt. Wir schrieben viel und planten ein Treffen. Mittlerweile hatte ich mir sogar (mal wieder) Utensilien wie Strumpfhosen und Schnuller online zugelegt. Sie hatte bereits Erfahrung mit einem anderen Adult Baby gesammelt. Die Chemie zwischen uns stimmte, und wir suchten nach einem Termin, an dem ich sie besuchen konnte. Doch bei aller Vorfreude war da wieder dieser Schatten: das beklemmende Gefühl, etwas Perverses zu tun.

Leider kam es nie zu dem Treffen. Aus Scham und Unsicherheit brach ich den Kontakt ab. Dieses ständige Hin und Her in meinem Kopf hatte wieder zugeschlagen und überforderte mich. Meine Lösung? Immer wieder mit dem Thema abzuschließen – alles zu entsorgen und zu vergessen.

 

Es vergingen ungefähr drei Jahre. Ich hatte einen neuen Freundes- und Kollegenkreis, und ABDL war für mich nur noch Mittel zum Zweck der Selbstbefriedigung. Mehr nicht. Ich wollte es nicht weiter ausleben – damals schien mir das der einfachste Weg. Doch während dieser Zeit begann ich langsam, mich damit abzufinden, dass ich einfach einen Kink habe: dass ich auf Windeln und alles Drumherum stehe. Durch die wachsende Online-Community wurde mir immer bewusster, wie viele Menschen diesen Kink mögen oder sogar ganz normal mit ihm leben – sexuell oder nichtsexuell, einfach in ihrer eigenen Welt.

 

Mit 24 zog ich in eine neue Stadt. Ich wollte einen Tapetenwechsel, und es boten sich tolle Möglichkeiten. Zum ersten Mal wohnten keine Familienmitglieder oder enge Freunde in meiner Nähe. Mein Entschluss stand quasi fest: Ich würde meinen Kink ausleben – in meinen eigenen vier Wänden, so wie ich es mir wünschte, unabhängig von den Gedanken anderer. So lernte ich Menschen aus der Szene kennen, digital und im echten Leben. Dieser Schatten verschwand ein für alle Mal. Ich fühlte mich immer wohler mit meinem Kink, schämte mich fast überhaupt nicht mehr. Es war ein Gefühl von Geborgenheit und Befreiung: endlich der sein zu können, der ich sein wollte.


So begann ich, verschiedene Windeln online zu bestellen – mittlerweile gab es unzählige Design-Varianten für Adult-Baby-Windeln. Ich dekorierte meine Schnuller, baute eine Kleidersammlung auf mit süßen Lolita-Kleidern, Adult-Baby-Bodys und sogar selbstgeschneiderten Disney-Prinzessinnen-Kostümen.

 

Als die Sachen mit der Zeit überquollen, wurde es immer schwieriger, meine Little-Utensilien vor Besuchern zu verstecken. Also fasste ich einen Entschluss: Ich gestaltete mein Schlafzimmer zum ABDL-Zimmer um! Inspiriert von Social Media, wo so viele Adult Babies ihre persönlichen Paradiese zeigten, wurde mein nächstes Ziel klar: Mein eigenes Adult-Baby-Prinzessinnen-Reich – komplett mit einem maßgefertigten Adult-Baby-Bett, das ein spezialisierter Schreiner für mich anfertigte.

 

Der Aufbau und die Lieferung des Bettes waren eine Herausforderung (eine Geschichte für sich!), aber ich meisterte sie. Bei Besuch verriegelte ich einfach die Schlafzimmertür mit dem Hinweis: ‚Totales Chaos da drin!‘. Und wissen Sie was? Es ist mir egal, ob andere das hinterfragen. Warum auch? Spontanbesuche vermeide ich seither – die mochte ich eh noch nie.

 

Mein Werdegang als Adultbaby

Seitdem habe ich unzählige Facetten der ABDL-Welt erlebt. Dieser Kink hat so viele schöne Seiten! Doch wie bei allem im Leben steht Selbstakzeptanz an erster Stelle. Dafür brauchte ich Zeit – und das war auch gut so. Die gesellschaftliche Akzeptanz ist durch Social Media, Blogs und Podcasts deutlich gewachsen. Aufklärung ist wichtig: für einen selbst, aber auch für Neugierige.

 

Meine kleine ABDL-Welt ist für mich heute etwas völlig Normales. Ich freue mich über neue Kontakte in der Szene und darüber hinaus. ABDL ist nur ein Teil von mir: Ich lebe ein aktives ‚Vanilla‘-Leben, unterbrochen von kleinen Little-Wochenenden. Beide Seiten bereichern mich – und heute genieße ich sie bewusst 😊


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